Wer die Dominanz von Microsoft, Google und Co beklagt, muss auch sagen, wie es dazu gekommen ist. Und dass es immer Alternativen gab. Was fehlte, war immer nur der politische Wille
Die Abhängigkeit von Linux wäre aber ebenfalls eine Abhängigkeit von den USA. Wie auch Windows, Android und macOS wird Linux maßgeblich von einem seit 2010 US-amerikanischen Chefentwickler unter dem Dach eines US-amerikanischen Unternehmens (hier: Stiftung) entwickelt. Zu einem vollständigen Linuxsystem gehören dazu noch Beiträge von Red Hat (USA) und NSA (USA), von GNU (USA) und GNOME (USA) mal ganz zu schweigen.
Ja, Linux wird auch in Europa programmiert und vertrieben. Nur: Das werden Windows, Android und macOS auch. Ich finde es etwas bedauerlich, dass in solchen Nachrichten grundsätzlich “US-Abhängigkeit” und “Abhängigkeit von kommerziellen Produkten” miteinander verwechselt werden.
Der Betriebssystemkern ist aber nicht alles was zählt. Er ist wichtig, keine Frage, aber um für europäische Verwaltungen und Ämter nützlich zu sein müssen spezifische Anwendungen entweder als Open Souece kommisioniert, oder selbst entwickelt werden.
In Frankreich gibt es die Direction interminitérielle numérique (DINUM), die sind auf github (ja, USA) sehr aktiv und arbeiten mit dem Zentrum Digitale Souveränität (ZenDIS) aus Deutschland zusammen.
Die Niederlande sollen gerade “onboarded” werden, und weitere Kollaborationspartner werden gesucht. Es wird aktiv an quelloffener Kollaborationssoftware, wie Docs, etc. entwickelt.
Das gibt mir zumindest Hoffnung dass nicht nur alte Männer mit Kugelschreibern unterwegs sind.
Der Betriebssystemkern ist aber nicht alles was zählt.
Stimmt, aber wenn der Betriebssystemkern und das grundlegende Userland - wie im Fall von Linux - durchaus aus den USA stammen “dürfen”, so lange die Anwendungssoftware aus hiesigen Softwareschmieden stammt, dann gibt es doch auch mit Windows und macOS kein Problem?
die sind auf github (ja, USA) sehr aktiv
Das ist ja nicht nur USA, sondern auch noch Microsoft. M.M.n. sollte man auch da mal anregen, eine der europäischen Alternativen vorzuziehen.
Mein Zeug liegt auf codeberg, aber ich suche auch keine Kontributoren (was für ein Wort). Ich denke die Entscheidung auf welchem Hoster der Code liegt wird hier eher pragmatischer Natur sein. Sobald GitHub inkompatible Moves macht können sie ja sofort umziehen. Git machts möglich.
Ich finde nicht, dass im Falle von Linux (und vielen anderen Open Source-Projekten) eine Abhängigkeit von den USA besteht.
Eine Abhängigkeit würde sich hier meiner Meinung nach daraus definieren, dass dein Gegenüber dir deine bestehenden Systeme lahmlegen oder zerstören könnte, ohne dass du konsequenzarm zu Alternativen ausweichen könntest. Bei Closed Source-Produkten wäre das beispielsweise der Fall, wenn Microsoft, einer trumpschen Weisung folgend, mittels seines Onlinekontenzwangs keine Logins aus der EU mehr zuließe.
Das ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel, aber ähnliches wäre für Linux einfach nicht möglich. Selbst im Worst-Case, also wenn Sanktionen quasi ohne Beteiligung der sehr internationalen Maintainer-Community direkt in den Kernel gemerged werden würden, würden doch sämtliche nicht-amerikanischen Distributionen sofort den letzten sauberen Kernel forken und darauf aufbauend weiterentwickeln. Ein Lizenzwechsel des Kernels ist zudem praktisch unmöglich, weil dem alle bisher beteiligten Entwickler zustimmen müssten, was eine Restriktion weiter erschweren würde.
Es können natürlich durch Supportverträge oder die Verwendung bestimmter Distributionen (RedHat) Abhängigkeiten entstehen, die sehr wohl als solche bezeichnet werden können, weil die dahinterstehenden Unternehmen Sanktionen umsetzen könnten. Aber da ich bei Linux ansich keine realistische Möglichkeit sehe, Sanktionen der USA wirkungsvoll zu implementieren, würde ich hier, wie bei den meisten Open Source-Projekten, nicht von einer Abhängigkeit sprechen.
Ein Lizenzwechsel des Kernels ist zudem praktisch unmöglich, weil dem alle bisher beteiligten Entwickler zustimmen müssten
Da würden mich die Hintergründe existieren, ich bin in dem Thema nicht so tief drin: Sollte es nicht zumindest möglich sein, ohne große Bürokratie auf eine “GPL-kompatible” Lizenz zu wechseln?
Aber da ich bei Linux ansich keine realistische Möglichkeit sehe, Sanktionen der USA wirkungsvoll zu implementieren
So schwer ist das nicht. Gut, die Auswirkungen dieser Sanktionen auf das System sind (noch) gering, aber ich halte den Vorgang schon für ein Alarmsignal. (Damit ist keine politische Wertung verbunden.)
Der Lizenzwechsel ist deshalb nicht möglich, weil der Code einer Distributed Ownership unterliegt. Im Kernel gehört der Code also dem Entwickler, der ihn beigetragen hat, weshalb Linux quasi tausende Eigentümer hat. Und da die verwendeten GPLv2- und BSD-3-Clause-Lizenzen keinerlei Upgrade-Klausel oder ähnliches beinhalten, darf der Code auch nicht einfach unter einer anderen, kompatiblen Lizenz vertrieben werden. Details dazu stehen im Punkt 1.5 Licensing der Prozessdokumentation des Kernels.
Und ja, Maintainer können abgesägt werden, das ist ja schon mehrfach aus diversen Gründen passiert. Aber ich glaube nicht, dass man realistisch betrachtet so viele Maintainer so schnell rauswerfen und ersetzen könnte, dass US-Modifikationen am Kernel zum Problem werden würden. Es ist ja nicht so, dass heute die Maintainer ersetzt werden und morgen dann auf allen Linux-Kisten ein kompromittiertes US-System läuft. Ich glaube, dass, sollte so etwas überhaupt passieren, sehr schnell ein Fork verfügbar wäre, der einen Kernel ohne Beeinflussung bereitstellen würde. Genug kompetente ehemalige Linux-Maintainer gäb es dafür dann ja.
Vergleichbar wäre ein Lizenzwechsel bei Linux mit dem 2012 bei Open StreetMap: Dort musste auch jeder Beitragende zustimmen oder seine Beiträge wurden aus der Datenbank entfernt und mussten anschließend von Anderen neu hinzugefügt werden. Was bei Karten noch relativ einfach ist, die Informationen fehlen dann schlicht und einfach und hinterlassen Löcher in der Karte (nicht schön aber naja), wäre im Linux-Kernel ein Riesenproblem, weil alle betroffenen Teile ad-hoc neu implementiert werden müssten, da sonst davon abhängiger Code ebenfalls ersteinmal wegfiele und die Funktion dann nicht mehr vorhanden wäre.
Die Abhängigkeit von Linux wäre aber ebenfalls eine Abhängigkeit von den USA. Wie auch Windows, Android und macOS wird Linux maßgeblich von einem seit 2010 US-amerikanischen Chefentwickler unter dem Dach eines US-amerikanischen Unternehmens (hier: Stiftung) entwickelt. Zu einem vollständigen Linuxsystem gehören dazu noch Beiträge von Red Hat (USA) und NSA (USA), von GNU (USA) und GNOME (USA) mal ganz zu schweigen.
Ja, Linux wird auch in Europa programmiert und vertrieben. Nur: Das werden Windows, Android und macOS auch. Ich finde es etwas bedauerlich, dass in solchen Nachrichten grundsätzlich “US-Abhängigkeit” und “Abhängigkeit von kommerziellen Produkten” miteinander verwechselt werden.
Der Betriebssystemkern ist aber nicht alles was zählt. Er ist wichtig, keine Frage, aber um für europäische Verwaltungen und Ämter nützlich zu sein müssen spezifische Anwendungen entweder als Open Souece kommisioniert, oder selbst entwickelt werden.
In Frankreich gibt es die Direction interminitérielle numérique (DINUM), die sind auf github (ja, USA) sehr aktiv und arbeiten mit dem Zentrum Digitale Souveränität (ZenDIS) aus Deutschland zusammen. Die Niederlande sollen gerade “onboarded” werden, und weitere Kollaborationspartner werden gesucht. Es wird aktiv an quelloffener Kollaborationssoftware, wie Docs, etc. entwickelt.
Das gibt mir zumindest Hoffnung dass nicht nur alte Männer mit Kugelschreibern unterwegs sind.
Stimmt, aber wenn der Betriebssystemkern und das grundlegende Userland - wie im Fall von Linux - durchaus aus den USA stammen “dürfen”, so lange die Anwendungssoftware aus hiesigen Softwareschmieden stammt, dann gibt es doch auch mit Windows und macOS kein Problem?
Das ist ja nicht nur USA, sondern auch noch Microsoft. M.M.n. sollte man auch da mal anregen, eine der europäischen Alternativen vorzuziehen.
Mein Zeug liegt auf codeberg, aber ich suche auch keine Kontributoren (was für ein Wort). Ich denke die Entscheidung auf welchem Hoster der Code liegt wird hier eher pragmatischer Natur sein. Sobald GitHub inkompatible Moves macht können sie ja sofort umziehen. Git machts möglich.
Ich finde nicht, dass im Falle von Linux (und vielen anderen Open Source-Projekten) eine Abhängigkeit von den USA besteht.
Eine Abhängigkeit würde sich hier meiner Meinung nach daraus definieren, dass dein Gegenüber dir deine bestehenden Systeme lahmlegen oder zerstören könnte, ohne dass du konsequenzarm zu Alternativen ausweichen könntest. Bei Closed Source-Produkten wäre das beispielsweise der Fall, wenn Microsoft, einer trumpschen Weisung folgend, mittels seines Onlinekontenzwangs keine Logins aus der EU mehr zuließe.
Das ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel, aber ähnliches wäre für Linux einfach nicht möglich. Selbst im Worst-Case, also wenn Sanktionen quasi ohne Beteiligung der sehr internationalen Maintainer-Community direkt in den Kernel gemerged werden würden, würden doch sämtliche nicht-amerikanischen Distributionen sofort den letzten sauberen Kernel forken und darauf aufbauend weiterentwickeln. Ein Lizenzwechsel des Kernels ist zudem praktisch unmöglich, weil dem alle bisher beteiligten Entwickler zustimmen müssten, was eine Restriktion weiter erschweren würde.
Es können natürlich durch Supportverträge oder die Verwendung bestimmter Distributionen (RedHat) Abhängigkeiten entstehen, die sehr wohl als solche bezeichnet werden können, weil die dahinterstehenden Unternehmen Sanktionen umsetzen könnten. Aber da ich bei Linux ansich keine realistische Möglichkeit sehe, Sanktionen der USA wirkungsvoll zu implementieren, würde ich hier, wie bei den meisten Open Source-Projekten, nicht von einer Abhängigkeit sprechen.
Da würden mich die Hintergründe existieren, ich bin in dem Thema nicht so tief drin: Sollte es nicht zumindest möglich sein, ohne große Bürokratie auf eine “GPL-kompatible” Lizenz zu wechseln?
So schwer ist das nicht. Gut, die Auswirkungen dieser Sanktionen auf das System sind (noch) gering, aber ich halte den Vorgang schon für ein Alarmsignal. (Damit ist keine politische Wertung verbunden.)
Der Lizenzwechsel ist deshalb nicht möglich, weil der Code einer Distributed Ownership unterliegt. Im Kernel gehört der Code also dem Entwickler, der ihn beigetragen hat, weshalb Linux quasi tausende Eigentümer hat. Und da die verwendeten GPLv2- und BSD-3-Clause-Lizenzen keinerlei Upgrade-Klausel oder ähnliches beinhalten, darf der Code auch nicht einfach unter einer anderen, kompatiblen Lizenz vertrieben werden. Details dazu stehen im Punkt 1.5 Licensing der Prozessdokumentation des Kernels.
Und ja, Maintainer können abgesägt werden, das ist ja schon mehrfach aus diversen Gründen passiert. Aber ich glaube nicht, dass man realistisch betrachtet so viele Maintainer so schnell rauswerfen und ersetzen könnte, dass US-Modifikationen am Kernel zum Problem werden würden. Es ist ja nicht so, dass heute die Maintainer ersetzt werden und morgen dann auf allen Linux-Kisten ein kompromittiertes US-System läuft. Ich glaube, dass, sollte so etwas überhaupt passieren, sehr schnell ein Fork verfügbar wäre, der einen Kernel ohne Beeinflussung bereitstellen würde. Genug kompetente ehemalige Linux-Maintainer gäb es dafür dann ja.
Vergleichbar wäre ein Lizenzwechsel bei Linux mit dem 2012 bei Open StreetMap: Dort musste auch jeder Beitragende zustimmen oder seine Beiträge wurden aus der Datenbank entfernt und mussten anschließend von Anderen neu hinzugefügt werden. Was bei Karten noch relativ einfach ist, die Informationen fehlen dann schlicht und einfach und hinterlassen Löcher in der Karte (nicht schön aber naja), wäre im Linux-Kernel ein Riesenproblem, weil alle betroffenen Teile ad-hoc neu implementiert werden müssten, da sonst davon abhängiger Code ebenfalls ersteinmal wegfiele und die Funktion dann nicht mehr vorhanden wäre.
Ah, danke, das kannte ich noch nicht!