Hallo zusammen!
Was habt ihr in der letzten Woche so an tollen Büchern gelesen, Filme geguckt, Spiele gezockt, Musik entdeckt, Museen oder Veranstaltungen besucht, … ?
Hallo zusammen!
Was habt ihr in der letzten Woche so an tollen Büchern gelesen, Filme geguckt, Spiele gezockt, Musik entdeckt, Museen oder Veranstaltungen besucht, … ?
Ich hab in den letzten zwei Wochen wieder einiges gelesen, hier ein paar Highlights:
Animal Farm von George Orwell
Eine politische Fabel über die Gefahren der Korruption einer ursprünglich gerechten Sache. Spannend, lehrreich, immer noch hochaktuell und sehr lesenswert. Orwell gibt viel zu entdecken und zahlreiche Anstöße zum Nachdenken. Nicht das erste Mal dass ich das hier lese, aber es gibt immer wieder etwas Neues
Il Compagno von Cesare Pavese
Der unglückliche Versuch eines talentierten Autors die Geschichte eines jungen turiner Gitarristen, der langsam zum antifaschistischen Widerstandskämpfer heranwächst, zu erzählen. Leider ist das Schlüsselwort hier „langsam“. Pablo ist Teil der Arbeiterklasse. Er ist desinteressiert, ungebildet, leicht abzulenken, konstant unzufrieden, eifersüchtig und vor allem ziellos. Weite Teile des Buchs treibt er mit dem Strom, von einem Job und einer belanglosen Romanze zur nächsten. Als er endlich anfängt interessiert und zielstrebig und dadurch interessant zu werden ist das Buch auch schon vorbei. Da die Welt hier durch Pablos desinteressierten Augen gezeigt wird, sind leider auch die Einblicke in die faschistische Gesellschaft in Italien sehr oberflächlich. Pablo denkt mehr über die Stimmung in den Osterias und den Himmel nach, als über die Auswirkungen des politischen Regimes auf ihn und seine Nachbarn und Freunde. Er ist vielleicht ein etwas zu realistischer Charakter, dessen durchaus wichtige Geschichte mit schöner Sprache beschrieben wird, jedoch leider langweilig zu lesen ist.
Der Richter und sein Henker von Dürrenmatt
Dürrenmatts erster Krimi, angeblich aus Geldnot verfasst. Hat im Vergleich zu „Das Versprechen“ eine deutlich angenehmere Atmosphäre, die noch an seine Theaterstücke erinnert. Es gibt Momente der Leichtigkeit und einen durchaus raffinierten Plot, das Böse wird am Ende durch das Böse besiegt. Auch die Figuren sind interessant gewählt. Besonders Kommissär Bärlach ist sehr sympathisch charakterisiert, ein genialer aber besessener Ermittler der manchmal fast schon zu genau die nächsten Schritte seiner Widersacher vorhersehen kann, es aber weder dem Leser noch seinen Kollegen zeigt. Insgesamt gefallen mir Dürrenmatts Dramen mit ihrem scharfsinnigen Witz und tiefschöpfenderen philosophischen Motiven immer noch besser als seine Krimis (oder Krimis im Allgemeinen). Trotzdem hatte ich hier einiges zu Reflektieren und manches zum Schmunzeln.
Ein Volksfeind von Ibsen
Ich bin mit noch nicht sicher, was ich von diesem Stück halten soll…
Es gibt viele Ansätze die Handlungen des Protagonisten, Dr. Stockmann auszulegen. Dr. Stockmann selbst sieht sich als edelmütiges, starkes und intelligentes Individuum, welches sich gegen eine korrupte, egoistische und dumme Allgemeinheit ankämpft. Er erinnert mit vielen seiner Aussprüche aber eher an einen Peter Thiel oder einen Curtis Yarvin. Gebildete Menschen aus den oberen Gesellschaftsschichten, die ihren Erfolg als Beweis ihrer persönlichen Überlegenheit, nicht ihres Privileges ansehen. Diese Überlegenheit macht sie zu den einzig würdigen Personen die deshalb regieren sollten. Dr. Stockmann mag in seiner Sache faktisch Recht haben, doch die Umsetzung und seine Reaktion auf Widerstand verurteilen sein Vorhaben zum scheitern, bevor er überhaupt seinen Artikel verfasst hatte.
Die Kritik die Ibsen an korrupten Beamten, wankelmütigen Bürgern und bestechlicher Presse übt ist durchaus berechtigt. Viele der Mechanismen die er beschreibt treten noch heute auf. Gute Beispiele dafür haben sich während der Corona Pandemie beobachten lassen. Statt aber mit seiner Wissenschaft demokratische Prozesse zu unterstützen und informieren versucht Stockmann die Demokratie zu delegitimieren, da er vereinzelte korrupte Elemente darin entdeckt hat.
Ob ibsen mit Stockmann einer meineunh ist oder ob er ihn als abschreckendes Beispiel sieht wird nie vollends klar, was das Buch für mich so schwer einschätzbar macht.
Gespenster von Ibsen
Im Gegensatz zum Volksfeind bin ich mir hier sicher. Großartig und revolutionär. Ibsen gilt aus gutem Grund als Vater des modernen Dramas. Fantastisch geschrieben. Eine simple Handlung die durch Retrospektiven immer psychologisch komplexer wird.
Animal Farm - Als ich noch im Kindergarten war, hatte mein Geschwisti den Film für die Schule angeschaut. Den Zeichentrickfilm wollte ich natürlich auch schauen. Ganz schlechte Idee. Ich hab geheult und wollte nicht rausgehen, weil ich auf das Happy End warten wollte.
Haha ich kann mir vorstellen dass das traumatisch war. Hab’s leider immer noch nicht geschafft den Film anzusehen. Vielleicht wirds jetzt endlich mal Zeit…
Ich muss mir Ein Volksfeind wohl nochmal durchlesen. Wir hatten das damals von der Schule aus im Theater gesehen und ich fand es damals als Jugendlicher zwar noch etwas zu direkt und unrealistisch, aber habe mit den Jahren es für mehr und mehr realistisch gehalten. Gerade das “wir können der Allgemeinheit ja manche Sachen nicht zumuten/wagen zu widersprechen”, sehe ich in letzten Jahren als sehr aktuell an. Da schlägt es in eine ähnliche Kerbe wie Dont Look Up. Die genauen Details habe ich aber mittlerweile nicht mehr so im Kopf. Was noch hängen geblieben ist, passt aber schon zu deiner Einschätzung, das Ende war ja im Prinzip, das die “Erleuchteten” sich vom Pöbel distanzieren und ihr eigenes Utopia aufbauen.
Ich würde sagen es lohnt sich, es ist mittlerweile fast zwei Wochen her dass ich damit fertig bin und ich denke immer noch regelmäßig drüber nach. Das Thema könnte heute nicht aktueller sein. Stockmanns finale Überzeugung, dass der Mann, der alleine steht der stärkste sei, teile ich definitiv nicht. Trotzdem gibt es hier durchaus einige gute Punkte die man sich aneignen kann.